Es ist Sommer. Das heißt: Bauchfrei, Hüfthose, Bikini.
„Der Nabel ist das Dekolleté des 21. Jahrhunderts“
Diesen kernigen Satz schrieb der „Standard“ während einer hitzigen Debatte über das erforderliche Mindestmaß an Kleidung für Hauptschülerinnen im Mai 2004 einem Modeschöpfer zu. Ob Lagerfeld oder Joop, das war nicht so fix. Dabei war es im Mai ja noch lind im Vergleich zu den Temperaturen nun im Juli.
Und ich denke, es war Karl Grammer, der in seinem Klassiker über die Balz beim Menschen „Signale der Liebe“ die Theorie vertrat, dass die Erotik der Kleidung darin besteht, dass immer wieder neue Flächen ent-deckt werden müssen, während Stellen, die in der vorigen Sommersaison noch erotisch anziehend waren, wieder unter Stoff verschwinden.
Die Rolle der Frau
So verschwinden also die ganz tiefen Ausschnitte aus dem Straßenbild, und man sieht vermehrt Hüftknochen oder auch „Die Rolle der Frau“ (gemäß Wiglaf Droste, einem argen Sarkasten) zwischen Bund und Brust hervorlugen.
Nabelschau
Aus dem dumpfen Reich der Machos hört man Rülpser über die nur teilweise vorhandene Ästhetik dieser Strömung. Aber von all denen hat sich keiner beschwert, als im Fernsehen aufgequollenen Silikonballons in hautfarbener Verpackung schon zur besten Abendessenszeit vorgeführt wurden. Die nunmehrige Nabelschau ist halt Natur ohne Chirurgie. Noch…
„Arschgeweih“
Auf der anderen Seite ist der Trend zur Tätowierung am unteren Rückenende mittlerweile etwas eingeschlafen. Jeder Quadratzentimeter Haut, der dazu neigt, ist wohl schon gepiekst, und die nachwachsende Generation hält das wie alles, was die Älteren an Ästhetik vormachen, für unkewl.
Trotzdem gibt es einen Blickfang, den alle Generation von Frauen, alle Nationalitäten, alle Haarfarben und Religionen immer wieder zeigen. Ein Signal, das die Evolution als so wichtig für den Bestand der Art betrachtet. Ein tertiäres Geschlechtsmerkmal, das von mehr Frauen im Sommer getragen wird als Schnauzbärte von Polizisten:
Die Wasch- und Bügelanleitung des Bikinihöschens. Senkrecht, außen.