(A Waste of) Words

  • Inglourious Basterds

    Oh. Mein. Gott! Was wird hier gemetzelt und geblutet! Von Maschinengewehren niedergemäht, mit Baseballschlägern erschlagen, in Feuersbrünsten gebraten, mit Dynamitstangen pulverisiert – Quentin Tarantino lebt seine Splatterlust ungebremst aus. Übertroffen wird der body count des „echten“ Films nur mehr vom Film-im-Film, in dem ein Nazi in einer dreitägigen Schießorgie ein ganzes Dorf ausrottet.

    Aufgehängt ist die bluttriefende und höchst vergnügliche Geschichte an einer Engländer/Amis-gegen-Nazis-Geschichte im besetzten Frankreich des WK II, im Herzen ist „Inglorious Basterds“ aber ein sergioleonesker Western, wie es Kill Bill und Pulp Fiction auch schon waren.

    Christoph Waltz räumt mit gutem Recht alle möglichen Schauspielerehren für seine Verkörperung des eloquenten, opportunistischen, charmanten und weltgewandten SS-Oberst Landa ab, und einzig verwirrend ist daran, das er angeblich ein Nebendarsteller des Films war. Denn: Was Brad Pitt außer dem bekannten Namen sonst noch zum Hauptdarsteller qualifiziert hätte, ist schwer zu erkennen.

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  • Das weiße Band

    „Das weiße Band“ war mein erster Haneke-Film, ich kannte weder „Die Klavierspielerin“ noch eine andere seiner Arbeiten. In der dichten, schwarz-weiß gefilmten Atmosphäre laufen einige Handlungsstränge in Parallelen und Knoten und erzählen von Vorkommnissen in einem Bauerndorf vor dem ersten Weltkrieg.

    Die Hierarchien im Dorf sind noch sichtbar: Der Gutsherr, die dekorative Gattin, darum kreisende Honoratioren wie Dorfarzt und Lehrer und darunter die armen polnischen Tagelöhner und Bauern haben ihren festen Platz. Aber die alte Ordnung bekommt schon Kratzer. Irritierende Verwerfungen brechen unterschwellig auf, ohne recht deutlich zu sein: Der Kanarienvogel des Pastors wird grausam getötet, der Arzt wird bei einem Reitunfall schwer verletzt, eine Scheune brennt mitten in der Nacht ab.

    Die Kinder des Dorfes sind ernst, schwermütig und voll Zorn. Unter der gewalttätigen Erziehung ihrer Eltern gärt ihre dunkle Rachelust und Bosheit, die keiner der Dorfbewohner mit den ungeklärten Unglücksfällen in Verbindung bringen kann. Zu fest geformt ist die eingebrannte Denklandschaft der Erwachsenen, zu unbeachtet bleiben die Gefühle und Verletzungen der Kinder. Nur der junge Lehrer, frisch von auswärts zugezogen, wird skeptisch. Mit Drohungen des als Vater betroffenen Dorfpastors wird auch er zum Schweigen gebracht.

    So zeigt „Das weiße Band“, wie kurz vor dem ersten Weltkrieg die Strukturen der Gesellschaft wie eingegipst in ihre gewohnten Formen und Förmlichkeiten gezwungen waren, doch Brüche unter der Oberfläche erkennbar wurden und die düstere Kühle mit Kriegsbeginn in ein Desaster ausfließt. Die verdorbenen Kinder sind zwanzig Jahre später noch einmal das Baumaterial für unmenschliche Taten.

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  • Wie es mir gelang, meine Daten bei 123people zu löschen

    Beim allwöchentlichen Ego-Googlen stellte ich neulich fest, dass mir die Personensuchmaschine 123people.at eine eigene Seite widmet. Keine recht aussagekräftige allerdings: Ein Foto eines älteren Herrn, das 123people auf dieser Seite für das meinige ausgab, hatte aber schon gar keine Ähnlichkeit mit mir, und die im Google-Snippet versprochene Biographie war auch nicht zu finden.

    Nicht etwa, dass ich etwas zu verbergen hätte, aber aus einer wahren Sorge um die Relevanz der Google-Suchtreffer heraus wollte ich „mein“ Profil bei 123people verschwinden lassen. Ich weckte Sancho Pansa, bestieg die treue Rosinante und zog in den Kampf gegen Windmühlen 2.0.

  • Wie schnell doch ein Sommer vorüber geht...

    Am 5. September 2009 erklärt Matt Mullenweg das gerade mal 47 Tage alte WordPress 2.8.2 zur hochgefährlichen Altlast, die schleunigst per Update zu entsorgen ist.

    Mit dieser Geschwindigkeit überfordert er selbst den prominentesten Technik-Blogger der USA.

    Wie man aus gewöhnlich gut unterrichteten Quellen hört, soll in das readme.html der kommenden WordPress-Version dieser Satz aufgenommen werden:

    When leaving for an extended summer vacation of two weeks or more, employ a capable person to keep an eye on urgent updates.

    In der Zwischenzeit bauen Automattic-Angestellte Wurmmittel.

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  • Matt Mullenweg über Sicherheit, und wie er die Sache sieht

    Ich fasse mal zur Bewahrung der Übersichtlichkeit zusammen:

    • WordPress 2.8.1: Wegen eines Bugs in der automatischen Updatefunktion kann es vorkommen, dass das Filesystem eines ganzen Webservers wird.
    • WordPress 2.8.2: Kommentare können verwendet werden, um den Account des Blogadministrator über XSS zu manipulieren.
    • WordPress 2.8.3: Registrierte Benutzer können ohne jede Einschränkung durch Berechtigungsprüfungen Plugins ein- oder ausschalten.
    • WordPress 2.8.4: Über den Aufruf einer öffentlich zugänglichen URL kann jeder kindische ID10T das Passwort des ersten Benutzers rücksetzen.
    • WordPress 2.9.0 (zur Zeit im Werden): Enthält einige Änderungen, die potentielle XSS-Lücken prophylaktisch stopfen.

    Nun macht sich Matt Mullenweg, Chef der WordPress-Programmierer, Gedanken über seine “ideale” Bank. Wenn Matt eine Bank gründen und betreiben würde, dann liefe das so ab:

    The first 3 years the focus would be entirely on […] building a world-class tech team building a rock solid infrastructure.

    Ungewollte Ironie vom Feinsten, meine ich.

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  • Hangover

    Doug wird in zwei Tagen heiraten.

    Aber zuvor bricht er noch mit drei Freunden Stu, Phil uand Alan im geheiligten Mercedes-Oldtimercabrio des zukünftigen Schwiegervaters zum Polterabend nach Las Vegas auf. Nachdem die vier Spezln die beste Suite im „Cesar’s Palace“ bezogen haben, beginnen sie ihre Tour durch Sin City mit einer Runde Jägermeister auf dem Dach des Hotels…

    Am Morgen danach herrscht Chaos in der Hotelsuite: Die Möblierung ist zerstört, Pizzareste kleben in den Polstern, ein Huhn stolziert auf der Hausbar – und ein ausgewachsener Tiger bewacht das Bad. Und Doug ist verschwunden. Keiner der drei übrig gebliebenen Freunde hat auch nur den leisesten Schimmer, was passiert sein könnte. Und so beginnt eine Schnitzeljagd durch Vegas auf der Suche nach Spuren des verschwundenen Bräutigams.

    In bester Screwball-Comedy-Manier hetzt der Drehbuchautor die drei Ahnungslosen durch Las Vegas, von der Polizeiwache über die Unfallerstaufnahme und die Best Little Wedding Chapel bis hin zum Anwesen von Boxchamp Mike Tyson – immer auf der Suche nach Hinweisen über den Verbleib ihres Freundes, auf den zu Hause schon die Braut ungeduldig wartet. Mit dem Stress geht jeder der drei auf seine Weise um: Phil ist cool und hat eine Menge Spaß im grössten Chaos, der spießige Stu verliert von Stunde zu Stunde Hemmungen, und Doug’s zukünftiger Schwager Alan, den eine Zufallsbekanntschft recht treffend „Dicker Jesus“ nennt, schwebt ohnehin in einer von zu frühem Konsum chemischer Spaßmacher induzierten Parallelwelt.

    Gute Schauspieler, überraschende Wendungen, groteske und trotzdem plausible Situationskomik: „Hangover“ ist einer der humorvollsten Filme des Jahres.

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  • Elektroenzephalografie

    Heute wurde erstmals ein EEG von mir geschrieben – aus Laiensicht eine Mischung von Friseurbesuch und Elektrokution.

    Kein Trinkgeld gegeben.

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  • Wie das Upgrade auf WordPress 2.8 einen Server plattmachen kann...

    Die automatische Updatefunktion in WordPress 2.8 beinhaltet einen kleinen Tippfehler, der unter ungünstigen Umständen dazu führen kann, dass Dateien am Webspace gelöscht werden. Wie das im Detail vor sich geht, kann man im Beitrag von Heiko “codestyling” Rabe nachlesen.

    Alte Hasen wird das vorerst nicht erschrecken, die machen doch ohnehin Backups der ganzen Datenbank und auch der alten WordPress-Installation vor jedem Update – und sind damit ebenso wenig in Sicherheit wie die “Einfach drüberbügeln”-Fraktion.

    Denn: Der WordPress-Bug hat Rundumschlag-Qualitäten und löscht Dateien nicht nur im Verzeichnis, in dem der gerade aktualisierte Blog gespeichert ist, sondern bei ungünstig gesetzten Zugriffsrechten auch in allen umliegenden oder darüber liegenden Verzeichnissen und damit vielleicht auch Inhalte anderer Domains auf dem selben Webspace.

    Einzige Lösung ist, ein komplettes Backup inklusive aller Uploads in wp-content von allen Websites zu ziehen, bevor das Ein-Klick-Upgrade auf WordPress 2.8 angestoßen wird. Ironischerweise kann also ein konventionelles WordPress-Upgrade über FTP Zeit sparen…

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  • Der Knochenmann

    Leiden kann Josef Hader wie kaum ein zweiter aus der U-Fraktion. Und leiden lassen Autor Wolf Haas und Regisseur Wolfgang Murnberger ihren Brenner ganz ordentlich im Knochenmann, körperlich/seelisch. In der Szenerie einer Brathendlstation stolpert Simon Brenner durch eine undurchsichtigen Knäuel um den despotischen Patriarchen, rustikale bis kalt-dumpfe Dorfgeschichten, verschwundene Prostituierte und einen schwächlichen, unterdrückten Sohn.

    So weit, so bekannt. Ein alpiner Krimi wie erwartet.

    Aber: So wie Sergio Leone mit „Once Upon a Time in the West“ aus dem schemahaften Western-Genre ausgebrochen ist, so legen Josef Hader, Brigitte Minichberger und vor allem auch Josef Bierbichler eine feine Schicht Sprachlosigkeit, selbstverständliche Gewalt und unaufgeregte Brutalität in die Szenen, die an den Seherwartungen zerrt wie ein Bluesgitarrist am G-Akkord.

    Höchst empfehlenswert und genussvoll. Sicher der Film des Jahres 2009 aus Österreich.

    (Foto © Luna Filmverleih/Thomas Esterer-Christine Horn)

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  • PHP wurde geforkt

    Stefan Esser, Autor des Suhosin-Sicherheitspatches für PHP, ist ja schon öfter mal mit den Entwickler von PHP zusammengekracht.

    Jetzt hat er wegen der umstrittenen Entscheidung, name spaces in PHP mit einem Backslash zu kennzeichnen, recht massive Konsequenzen gezogen: Er hat PHP geforkt.

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