(A Waste of) Words

  • Das weiße Band

    „Das weiße Band“ war mein erster Haneke-Film, ich kannte weder „Die Klavierspielerin“ noch eine andere seiner Arbeiten. In der dichten, schwarz-weiß gefilmten Atmosphäre laufen einige Handlungsstränge in Parallelen und Knoten und erzählen von Vorkommnissen in einem Bauerndorf vor dem ersten Weltkrieg.

    Die Hierarchien im Dorf sind noch sichtbar: Der Gutsherr, die dekorative Gattin, darum kreisende Honoratioren wie Dorfarzt und Lehrer und darunter die armen polnischen Tagelöhner und Bauern haben ihren festen Platz. Aber die alte Ordnung bekommt schon Kratzer. Irritierende Verwerfungen brechen unterschwellig auf, ohne recht deutlich zu sein: Der Kanarienvogel des Pastors wird grausam getötet, der Arzt wird bei einem Reitunfall schwer verletzt, eine Scheune brennt mitten in der Nacht ab.

    Die Kinder des Dorfes sind ernst, schwermütig und voll Zorn. Unter der gewalttätigen Erziehung ihrer Eltern gärt ihre dunkle Rachelust und Bosheit, die keiner der Dorfbewohner mit den ungeklärten Unglücksfällen in Verbindung bringen kann. Zu fest geformt ist die eingebrannte Denklandschaft der Erwachsenen, zu unbeachtet bleiben die Gefühle und Verletzungen der Kinder. Nur der junge Lehrer, frisch von auswärts zugezogen, wird skeptisch. Mit Drohungen des als Vater betroffenen Dorfpastors wird auch er zum Schweigen gebracht.

    So zeigt „Das weiße Band“, wie kurz vor dem ersten Weltkrieg die Strukturen der Gesellschaft wie eingegipst in ihre gewohnten Formen und Förmlichkeiten gezwungen waren, doch Brüche unter der Oberfläche erkennbar wurden und die düstere Kühle mit Kriegsbeginn in ein Desaster ausfließt. Die verdorbenen Kinder sind zwanzig Jahre später noch einmal das Baumaterial für unmenschliche Taten.

    #

  • Wie es mir gelang, meine Daten bei 123people zu löschen

    Beim allwöchentlichen Ego-Googlen stellte ich neulich fest, dass mir die Personensuchmaschine 123people.at eine eigene Seite widmet. Keine recht aussagekräftige allerdings: Ein Foto eines älteren Herrn, das 123people auf dieser Seite für das meinige ausgab, hatte aber schon gar keine Ähnlichkeit mit mir, und die im Google-Snippet versprochene Biographie war auch nicht zu finden.

    Nicht etwa, dass ich etwas zu verbergen hätte, aber aus einer wahren Sorge um die Relevanz der Google-Suchtreffer heraus wollte ich “mein” Profil bei 123people verschwinden lassen. Ich weckte Sancho Pansa, bestieg die treue Rosinante und zog in den Kampf gegen Windmühlen 2.0.

  • Hangover

    Doug wird in zwei Tagen heiraten.

    Aber zuvor bricht er noch mit drei Freunden Stu, Phil uand Alan im geheiligten Mercedes-Oldtimercabrio des zukünftigen Schwiegervaters zum Polterabend nach Las Vegas auf. Nachdem die vier Spezln die beste Suite im „Cesar’s Palace“ bezogen haben, beginnen sie ihre Tour durch Sin City mit einer Runde Jägermeister auf dem Dach des Hotels…

    Am Morgen danach herrscht Chaos in der Hotelsuite: Die Möblierung ist zerstört, Pizzareste kleben in den Polstern, ein Huhn stolziert auf der Hausbar – und ein ausgewachsener Tiger bewacht das Bad. Und Doug ist verschwunden. Keiner der drei übrig gebliebenen Freunde hat auch nur den leisesten Schimmer, was passiert sein könnte. Und so beginnt eine Schnitzeljagd durch Vegas auf der Suche nach Spuren des verschwundenen Bräutigams.

    In bester Screwball-Comedy-Manier hetzt der Drehbuchautor die drei Ahnungslosen durch Las Vegas, von der Polizeiwache über die Unfallerstaufnahme und die Best Little Wedding Chapel bis hin zum Anwesen von Boxchamp Mike Tyson – immer auf der Suche nach Hinweisen über den Verbleib ihres Freundes, auf den zu Hause schon die Braut ungeduldig wartet. Mit dem Stress geht jeder der drei auf seine Weise um: Phil ist cool und hat eine Menge Spaß im grössten Chaos, der spießige Stu verliert von Stunde zu Stunde Hemmungen, und Doug’s zukünftiger Schwager Alan, den eine Zufallsbekanntschft recht treffend „Dicker Jesus“ nennt, schwebt ohnehin in einer von zu frühem Konsum chemischer Spaßmacher induzierten Parallelwelt.

    Gute Schauspieler, überraschende Wendungen, groteske und trotzdem plausible Situationskomik: „Hangover“ ist einer der humorvollsten Filme des Jahres.

    #

  • Elektroenzephalografie

    Heute wurde erstmals ein EEG von mir geschrieben – aus Laiensicht eine Mischung von Friseurbesuch und Elektrokution.

    Kein Trinkgeld gegeben.

    #

  • Der Knochenmann

    Leiden kann Josef Hader wie kaum ein zweiter aus der U-Fraktion. Und leiden lassen Autor Wolf Haas und Regisseur Wolfgang Murnberger ihren Brenner ganz ordentlich im Knochenmann, körperlich/seelisch. In der Szenerie einer Brathendlstation stolpert Simon Brenner durch eine undurchsichtigen Knäuel um den despotischen Patriarchen, rustikale bis kalt-dumpfe Dorfgeschichten, verschwundene Prostituierte und einen schwächlichen, unterdrückten Sohn.

    So weit, so bekannt. Ein alpiner Krimi wie erwartet.

    Aber: So wie Sergio Leone mit „Once Upon a Time in the West“ aus dem schemahaften Western-Genre ausgebrochen ist, so legen Josef Hader, Brigitte Minichberger und vor allem auch Josef Bierbichler eine feine Schicht Sprachlosigkeit, selbstverständliche Gewalt und unaufgeregte Brutalität in die Szenen, die an den Seherwartungen zerrt wie ein Bluesgitarrist am G-Akkord.

    Höchst empfehlenswert und genussvoll. Sicher der Film des Jahres 2009 aus Österreich.

    (Foto © Luna Filmverleih/Thomas Esterer-Christine Horn)

    #

  • From Kiev With Love

    Flotte Sprüche, tolle technische Gimmicks und martialische Bösewichte – das sind seit den Anfängen die Zutaten eines erfolgreichen James-Bond-Film. Und natürlich die Bond-Girls, die dem coolen Agenten reihenweise verfallen.

    Olga Kurylenko und Gemma Arterton heißen die Mädchen, die Bond im Film Nummer 22 „Quantum Of Solace“ zu Seite stehen (und wahrscheinlich auch liegen).

    Gemma Arterson ist eine britische Jungschauspielerin, die zuletzt als als wildes Mädchen in „St. Trinian’s“ zusammen mit Rupert Everett zu sehen war. In „Quantum Of Solace“ spielt sie Agent Fields – so viel weiss man jetzt schon.

    Olga Kurylenko ist gleichzeitig Schauspielerin und Supermodel und stammt aus der Ukraine. Ihre Karriere begann die dunkelhaarige Frau mit den grünen Augen in Paris als Covermodell für die Modeblätter von Welt und als Schauspielerin in Filmen wie „Hitman“ oder „Tyranny“. Ihre Rolle trägt den Namen Camille.

    Aber man muss nicht „Bond, James Bond“ heißen, um eine schöne Ukrainerin kennen zu lernen. Einerseits werden Hauptdarsteller und seine weiblichen Begleiterinnen Ende April 2008 zu den Dreharbeiten auf der Bregenzer Seebühne erwartet, da könnte sich ganz leicht die Gelegenheit zu einem Blick auf sie ergeben. Andererseits kann man ganz ohne Smoking, Minisender und Kampfausbildung bequem am PC in den einschlägigen Fotokatalogen blättern.

    Man hat’s dabei sogar noch besser wie der britischen Spitzenagent: Durchaus schöne Frauen sind da zu finden, und keine von ihnen ist für mehr als das eigene Herz gefährlich…

    #

  • Miesmuscheln in Weißweinsud

    Zutaten für zwei Personen:

    • 1 kg Miesmuscheln (nur in Monaten mit “R” erhältlich)
    • 1 Zwiebel
    • 1 Karotte
    • 3 Stängel Sellerie
    • Lorbeer, Thymian, Knoblauch
    • Olivenöl

    Zubereitung:

    Zwiebel und Karotte fein schneiden, mit Lorbeer und Thymian in Olivenöl scharf anbraten. Zwei Knoblauchzehen dazugeben und mit einem Glas Weißwein ablöschen. Die Muscheln dazugeben und bei maximaler Hitze zugedeckt kochen. Nach zwei Minuten ordentlich umrühren und den Deckel wieder schließen.

    Sobald nach rund fünf Minuten alle Muscheln offen sind, mit Weißbrot servieren.

    #

  • Axel Hacke

    Junge Väter, die ihren protestierenden „Fortpflanz“ in den Kindergarten chauffieren oder die Katastrophe „Familienurlaub im Selbstversorgerappartement“ am eigenen Leib erleben, sparen sich langwierige Erläuterungen ihres Gefühlslebens. Es reicht, Axel Hackes Texte zur fraglichen Situation zu zitieren.

  • Managing Humans

    Michael Lopp kennt kaum ja wer, aber das Blog seines Alter Egos Rands ist legendär. Michael Lopp hat jetzt daraus „Managing Humans“ gemacht, ein Buch über Manager, Softwareentwicklung und Las-Vegas-Poker.

  • Radtour auf dem Auen-Radweg an der Donau

    Der dritte und letzte Tag der zeigt, dass die beiden Ufer eines Flusses wirklich unterschiedliche Charakteristiken haben können. Das linke Donauufer ist geprägt von mittelalterlichen Orten mit verwinkelten, schmalen Gassen und den Weinbauterrassen an den Uferhängen, das rechte Ufer hat eher landwirtschaftlichen Charakter und drängt sich nicht so eng an die Donau. Natürlich gibt’s den für die Region typischen Weinbau auch hier, aber zusätzlich führt der Radweg auch durch Obstplantagen mit Kirschbäumen und Apfelspalieren.

    Wir starten nach Schönbühel auf einem Parkplatz an der Aggsteiner Bundesstraße, aber bald danach zweigt der Radweg von der Straße ab und führt durch die Donauauen nach Aggstein. Derzeit ist der Radweg hier noch für einige Kilometer unterbrochen, aber am Ufer werkeln schon die Bagger und Baumaschinen am fehlenden Stück. Kurz vor Krems können wir Mauternbach einem Wegweiser zum Weinbaubetrieb Buchinger nicht widerstehen, der in seinem schattigen Innenhof die Temperatur von wieder einmal 30 Grad kaum spürbar macht. Zeit für die Mittagspause.

    Auf dem Rückweg rasten wir auf einer Sandbank direkt an der Donau und schauen den Frachtkähnen und Flusskreuzfahrtschiffen zu.

    Auch diese Radstrecke an der Donau ist im Bikeline Radtourenbuch, Donau-Radweg Teil 2: Von Passau nach Wien gut beschrieben.

    Weil selbst die beste Hauerjause und der spritzigste Weißwein irgendwann Abwechslung verträgt, folgen wir einem Rat des Zimmervermieters und besuchen am Abend in Nussendorf hoch über dem Donautal ein Lokal, das auch Surschnitzel und Weißbier anbietet: Den Heurigen Hold.

    #